Senior-Expertinnen und -Experten gesucht
von Robin Kreide
Lebenserfahrung zählt

Traditionell wurde Älteren früher besondere Achtung entgegengebracht. Ob als Ratgeber oder Übermittler von Traditionen – sie spielten eine entscheidende Rolle. Und heute? Fähigkeiten des Erinnerns sowie die Weitergabe von Wissen wurden durch moderne Technologien, insbesondere das Internet, ersetzt. „Dabei hat doch jeder in bestimmten Bereichen Erfahrungen oder verfügt über eine Fähigkeit, die zu kennen wertvoll ist“, so Andrea Arend, Residenzberaterin der Pro Seniore Residenz Friedländer Weg. „Ursprünglich kamen wir anlässlich des Internationalen Seniorentages im Oktober auf die Idee, älteren Menschen eine Plattform zu bieten und ihnen wieder die entsprechende Wertschätzung entgegenzubringen. Zugleich wollten wir aber auch etwas ins Leben rufen, das bleibt, anderen nutzt und woran sich wirklich jeder beteiligen kann. Als sogenannter Senior-Experte kann man bei uns daher sowohl beratend, lehrend oder unterhaltend tätig sein und damit zum Beispiel auch unser Veranstaltungsprogramm mit einer Aufführung bereichern. Wir sind da ganz offen und freuen uns über vielfältige Anregungen, Ideen und die persönlichen Geschichten dahinter. Auch wenn jemand ein Instrument spielt oder als Hobby-Gärtner Tipps zu Bepflanzungen geben kann: Jeder ist bei uns herzlich willkommen!“
Herr Meier war einer der Ersten, der von der Idee der Senior-Experten erfuhr und sich bei der Pro Seniore Residenz meldete. Als er im Büro von Andrea Arend eintrifft, strotzt der Anfang-80-Jährige nur so vor Energie. Dass er eine Makula-Degeneration hat, merkt man ihm nicht an. „Ich sehe seit einiger Zeit fast nichts mehr“, erklärt er. Deshalb hat er sich in den letzten Jahren eingehend über seine Krankheit informiert: „Welche Hilfsmittel kann ich nutzen? Wie kann ich trotz meiner Sehbehinderung Zug fahren? Mit all diesen Fragen musste ich mich beschäftigen.“ Mittlerweile besitzt er ein Lesegerät für gedruckte Informationen und einen Tablet-Computer, mit dem er trotz fast völliger Erblindung auf das Internet zugreifen kann. Nach längerer Recherche hat er außerdem herausgefunden, dass die Deutsche Bahn Menschen mit einer Sehbehinderung Hilfen beim Umsteigen anbietet. Auf einer längeren Reise nach Norddeutschland hat er diesen Service bereits erfolgreich ausprobiert.
Sein in den letzten Jahren gesammeltes Wissen will er nun gerne weitergeben. „Für medizinische Fragen sind Ärzte da. Dahingehend kann und darf ich keine Ratschläge geben“, schränkt er ein. „Als Mensch mit einer Sehbehinderung gibt es aber noch viele andere Fragen, die man für sich klären muss. Auch ich musste am Anfang erst einmal testen, welche Mittel mich unterstützen und welche weniger sinnvoll sind. Hier kann ich anderen Betroffenen sicher hilfreich zur Seite stehen.“
Wer sich gerne als Senior-Expertin oder Senior-Experte engagieren und diese interessante Erfahrung machen möchte, kann sich ab sofort bei Frau Arend in der Göttinger Pro Seniore Residenz Friedländer Weg unter der Telefonnummer 0551/4979-151 melden. „Niemand muss dabei übrigens Angst haben, dass dann ständig das Telefon klingelt oder man für eine Beratung Hausbesuche machen muss“, betont Andrea Arend. „Wir planen stattdessen, dass es ungefähr einmal im Monat eine feste Beratungszeit gibt, während der man sich mit einem Senior-Experten hier bei uns treffen kann.“

Robin Kreide
Robin Kreide gibt gemeinsam mit Dagmar Pairan das Magazin in göttingen heraus, ein regionales Magazin für Menschen im besten Alter. Mit seinem Unternehmen Pairan + Kreide berät er außerdem Unternehmen und Institutionen rund um die Themen Öffentlichkeitsarbeit und Content Marketing.